Laut World Economic Forum könnten in den nächsten zehn Jahren bis zu 50 Prozent der heutigen Arbeitsplätze nicht mehr existieren. Mehr als 5 Millionen Arbeitsplätze allein in Deutschland würden in den nächsten drei Jahren durch KI und Algorithmen verloren gehen. Bis 2025 sind weltweit gut 75 Millionen Arbeitsplätze durch Digitalisierungsprozesse gefährdet. Gleichzeitig könnten aber 133 Millionen neue Jobs entstehen. Im Saldo würde dies sogar einen Zuwachs an Arbeitsplätzen bedeuten.
Die Prognose über den Arbeitsmarkt im Zeitalter der Digitalisierung sind uneinheitlich. Dystropie und Utopie stehen sich gegenüber, wie wir bereits in einem früheren Artikel über die Zukunft der Arbeit vorgestellt haben.
Im Interview mit dem Magazin „com! Professional“ nimmt nun Prof. Dr. Bern Jörs, Professor für Informationsökonomie an der Hochschule Darmstadt, Stellung und betont die große Bedeutung kontinuierlicher Weiterbildung.
Auch er sieht die Prognosen zur künftigen Entwicklung am Arbeitsmarkt kritisch: „Zurzeit liefern sich Szenario-Studien zu den disruptiven, negativen Beschäftigungseffekten der Robotics und Künstlichen Intelligenz einerseits und den letztlich positiven Beschäftigungsauswirkungen andererseits einen Prognosewettkampf.“
Ob im Saldo positive oder negative Effekte überwiegen sei schwer vorhersagbar. Gravierende Auswirkungen auf die Beschäftigung werde es aber in allen Berufsfeldern geben, in denen sich Routineaufgaben durch Software-Algorithmen automatisieren lassen. Qualifizierung sei daher der unabdingbare Schlüssel für beruflichen Perspektiven in der Zukunft – Mittelmäßigkeit nicht mehr gefragt, so sein Kredo.
Auch die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. Ihren Schätzungen zufolge arbeitet in Deutschland bereits heute jeder vierte Arbeitnehmer in einem Beruf, der größtenteils bereits von Maschinen erledigt werden kann. Die OECD hat ein Online-Test-Tool entwickelt, das eine Einschätzung darüber gibt, wie stark der aktuelle Job durch die Automatisierung gefährdet ist. Der Test umfasst insgesamt 19 Fragen. Er soll neben der Einschätzung zum aktuellen Arbeitsplatz auch Perspektiven für eine berufliche Neuorientierung in benachbarten Tätigkeiten bieten.